Dietrich
Kruck
Architekten
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VKW Bregenz,
Bregenz (AT)

Dietrich Kruck Architekten

Vor der Fluh des markanten Gebhardsberges liegt ein Stück Auwald an der Bregenzerach, an dessen Rand bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit Wasserkraft, gespeist durch einen von der Ach abgeleiteten Kanal, Strom produziert wurde. In der Folge diente die Fläche zwischen Weidachstraße und Au als Werksgelände und Firmensitz der Vorarlberger Kraftwerke AG. Die neu gewonnene Verkehrsgunst durch den nahen Autobahnanschluss und die modifizierte Firmenstrategie riefen nach einer Gesamtkonzeption, um die Voraussetzungen für eine erweiterte Nutzung zu schaffen.

Dietrich Kruck Architekten

Von der prinzipiellen Öffnung des Werksgeländes abgesehen, war der Verzicht auf den in Hochlage verlaufenden Zuflusskanal zum Kraftwerk, der das große Grundstück der Länge nach teilte, ein wesentlicher Schritt. Am oberen, östlichen Ende wurde ein neues, effizienteres Kleinkraftwerk errichtet, dessen Abfluss nun unterirdisch verläuft. Die historischen Francis-Turbinen und der Generatorraum blieben als technikgeschichtliche Zeugnisse erhalten. Freiraumgestalterische Maßnahmen mit Bäumen und Sitzbänken zeichnen den ehemaligen Verlauf des Hochkanals an der Oberfläche nach. Das alte und das neue Kraftwerk bilden die Pole dieser imaginären Achse. Das lineare Element trennt technisch genutzte Flächen von den für die Verwaltung vorgesehenen Standorten an der Weidachstraße im Norden.

In der ersten Bauphase wurden das Umspannwerk (1998), das Hochregallager (2002) und das Mehrzweckgebäude (2002) errichtet. Umspannwerk und Hochregallager befinden sich im Südosten des Geländes, nahe dem Auwald. Ihre Höhe wurde auf jener der Baumkronen begrenzt. Die grünlich schillernden Fassaden aus Profilitglas verschmelzen am Tag mit diesem Hintergrund, abends leuchten sie mild von innen heraus und symbolisieren so die permanente Versorgung des Landes mit Strom. Das lange Mehrzweckgebäude enthält Werkstätten und Büroräume. Es befindet sich im Westteil, nahe den Verwaltungsgebäuden. In dem zweigeschossigen Gebäudeteil trägt ein weißes Sockelgeschoss einen Oberbau in Holzkonstruktion, der eingeschossige Gebäudeteil ist ebenfalls mit einer dunkel gebeizten Holzschalung verkleidet.

Dietrich Kruck Architekten

In der zweiten Bauphase wurde das alte Krafthaus mit der angebauten Montagehalle und dem Turm, von dem früher die Starkstromleitungen ausgingen, für museale und kulturelle Zwecke hergerichtet (2003). Ferner wurden Lastwagengaragen und ein Verwaltungsgebäude an der Weidachstraße (2004) sowie das neue Kleinkraftwerk (2005) gebaut. Mit der baulichen Hülle für die Wasserkraftanlage, die über eine Kaplanturbine mit koaxialem Generator verfügt, wird sowohl die Höhenstufe interpretiert, aus der der Energiegewinn resultiert, als auch der Dynamik des im Durchlauf beschleunigten Wassers Rechnung getragen, indem Seitenmauern und Dach auf der Unterwasserseite schräg zusammenlaufen. An der Oberwasserseite zweigt der Überlaufkanal ab, ein Rechen hält Schwemmgut fest. Sichtbeton bestimmt das Äußere des Gebäudes, in die bewusst angeordneten Öffnungen sind großflächige Glasscheiben eingesetzt.

Das Innere bietet genug Raum, um zum Beispiel Schulklassen den Ablauf der Stromgewinnung zu erläutern. Wie dies in der Pionierzeit vor 100 Jahren geschah, wird im alten Krafthaus ersichtlich. Turbinenkammer und Generatorraum sind zugänglich und didaktisch aufbereitet. Die Montagehalle mit der kräftigen Kranbahn wurde denkmalpflegerisch gesichert, eine permanente Ausstellung des Vorarlberger Kraftwerkbaus eingerichtet und eine Möglichkeit für Vorträge geschaffen, wofür der hohe Raum gegen Nachhall akustisch gedämpft wurde. Eine neue Treppe erschließt die Stege und die schmalen Galerien des historischen Industriegebäudes, damit Raum und Technik hautnah erlebbar werden. Im Turm wurden die beiden Obergeschosse ausgebaut: Der erste Stock enthält eine Fachbibliothek zur Geschichte der Elektrizität mit einem Arbeitsplatz. Ein schmaler Treppenlauf führt in den zweiten Stock, wo sich ein exklusives Sitzungszimmer befindet, dessen sechs Rundbogenfenster Ausblicke in alle Richtungen bieten.

Dietrich Kruck Architekten

In den weiteren Bauphasen sollen vermehrt Bauten östlich des Kanals errichtet werden. Landschaftsplanerische Maßnahmen werten das Areal auf, sodass mittelfristig ein attraktives Quartier mit betrieblicher Nutzung entsteht, in das historisch und technisch anschauliche Elemente eingestreut sind. Die Gestaltung der Grünflächen schafft willkommene Erholungsbereiche für die Arbeitspausen.

Dietrich Kruck Architekten

Auftraggeber: Vorarlberger Kraftwerke AG
Standort: A-6900 Bregenz
Bauzeit: 1999-2008

Architektur: Dietrich Untertrifaller
Entwurf: Helmut Dietrich, Much Untertrifaller
Team: Heike Schlauch, Ralph Broger (Projektleitung)

Projektbeteiligte:
Statik: DI Gmeiner, VKW
Landschaft: Rotzler-Krebs, CH

Fotos: Bruno Klomfar
Text: Walter Zschokke