Dietrich
Kruck
Architekten
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Mittelschule und Mehrzweckhalle,
Klaus (AT)

Dietrich Kruck Architekten

Die neue Hauptschule bildet den Auftakt einer Reihe größerer Baukörper, die gestaffelt den sanften Schwung der Straße begleiten. Exorbitante Betriebskosten der alten Schule förderten die Einsicht, für den dringend notwendigen Neubau schon beim Wettbewerb klare ökonomische und energetische Rahmenbedingungen festzulegen. In der Rekordzeit von 18 Monaten nach dem Wettbewerbsgewinn konnte das Schulhaus, das mit weniger als 15 kWh/m² Jahresenergiebedarf die Vorarlberger Passivhausrichtlinien erfüllt, in Betrieb genommen werden.

Dietrich Kruck Architekten
Dietrich Kruck Architekten

Von der Straße ist der L-förmige Baukörper etwas abgerückt und definiert mit der breiten Südfront einen Platz. Der dem öffentlichen Raum zugewandte Flügel ist schlank und enthält die gedeckte Vorhalle, darüber die Bibliothek der drei Gemeinden sowie anschließend die großzügige Eingangshalle, die zugleich als Aula dient. Im breit und lang nach Norden strebenden Schultrakt reihen sich die Stammklassen entlang der östlichen und die Fachklassen entlang der westlichen Längsfassade. Dazwischen verlaufen drei parallele Nutzungszonen: in der Mitte ein breiter Gang, zur Rechten ein über drei Geschosse durchgehender Oberlichtraum, der von den Zugangsstegen zu den Schulzimmern rhythmisch unterbrochen wird, und zur Linken ein Streifen mit Nebenräumen, der sich auf allen drei Geschossen wiederholt.

Diese einfache, aber räumlich ansprechende Struktur erklärt sich zum einen aus der Logik der Ökonomie, zum anderen aus der durchdachten Tragkonstruktion vorgefertigter Holzelemente, jenem Mittel der Wahl, das die kurze Bauzeit ermöglichte. Ebenso systematisch verlaufen die Kanäle der kontrollierten Lüftung, womit die Klassenzimmer stets mit frischer Luft versorgt werden. Über den Nebenraumzonen sind dafür gut dimensionierte und leicht zugängliche Kollektoren der Technikverteilung angeordnet. Das kompakte und trotz seiner Komplexität übersichtliche Konzept war die Basis für Kostenwahrung und Energieoptimierung. Es gelang, den eng gesetzten Rahmen von drei Prozent Mehrkosten gegenüber einer konventionellen Bauweise zu halten und die Energiekosten im Vergleich zur alten Schule um 70 Prozent zu senken.

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Architektonisch mussten deshalb keine Abstriche gemacht werden. Die Klassenzimmer sind hell, und auf der Ostseite profitieren sie zudem von den Oberlichtern der Mittelzone. Ein außen liegender Sonnenschutz verhindert Blendung und Aufheizung. Damit dennoch genug Aussicht bleibt, verläuft unter der hoch liegenden Fensterbank ein niedriges Band nach innen gesetzter Gläser, die gut beschattet blickoffen bleiben. Die Erschließungsflächen in der Mittelzone werden von den Oberlichtern und den schirmenden hohen Garderobekästen zwischen den Zugangsstegen in kleinere Raumzonen gegliedert, sodass der lange Korridor in den Pausen zum abwechslungsreichen Begegnungsort wird. Die Zugangsstege weisen hingegen gläserne Brüstungen auf, wodurch die Transparenz dieser Raumschicht gestärkt wird, in der diagonale Blickmöglichkeiten den Schulalltag beleben.

Als nahezu weihevoll hohen Raum präsentiert sich die Aula, die an der Südseite komplett verglast ist. Dass das nicht ohne Sonnenschutzmaßnahme geht, ist klar. Doch dafür dienen nicht Lamellen, die die Aussicht ins Rheintal zerschneiden würden, sondern ein Profilblech aus Kupfer, dessen Lochanteil von 30 Prozent die Durchsicht garantiert. Nach außen wirkt der metallene Vorhang abschirmend, ja fast abwehrend, bei Abendveranstaltungen erlaubt er hingegen den gefilterten Einblick. Wie eine Laterne leuchtet der große Raum verhalten und zeichenhaft in die Nacht hinaus.

Aula und Bibliothek sind wegen der großen Volumen mit einer Bodenheizung versehen, daher wird bei Nässe ein Trocknen der Eingangszone beschleunigt. Der Klassentrakt verfügt über eine kontrollierte Be- und Entlüftung, die nach Bedarf heizt oder kühlt. Pro Zimmer dient ein zusätzliches Heizregister der individuellen Temperaturregelung. Vorkühlung beziehungsweise Vortemperierung der Luft erfolgt in einem Erdregister sommers wie winters auf etwa 18 Grad Celsius. Die Heizwärme liefert derzeit ein Brennwert-Gaskessel. Anschlüsse an ein geplantes Biomasseheizwerk sind vorbereitet. Der Abluft wird die Restwärme entzogen, und zahlreiche weitere Maßnahmen sichern eine hohe Energieeffizienz, die der Hauswart mithilfe spezieller Computerprogramme weiter optimiert. Als geglücktes Pionierwerk erhielt das Schulhaus mehrere Architektur- und Energiesparpreise.

Dietrich Kruck Architekten

Gut Ding braucht gelegentlich Weile. Auch im Fall der Sport- und Mehrzweckhalle in Klaus erwies sich eine längere Zeitspanne bis zur Realisierung im Nachhinein als Glücksfall. Als im Jahr 2001 ein Wettbewerb für die neue Mittelschule der Vorarlberger Gemeinden Klaus, Weiler und Fraxern ausgelobt wurde, war auch die Sanierung und Erweiterung der benachbarten Turnhalle Teils des Programms. Innerhalb von nur 18 Monaten Bauzeit wurde die neue Schule errichtet – ein Vorzeigeprojekt, nicht nur in seiner Eigenschaft als erstes Schulgebäude Österreichs mit Passivhausstandard, sondern auch wegen seiner gekonnten räumlichen Konfiguration in Holurbauweise. Um die Verbesserung der Turnhalle in Angriff zu nehmen, fehlten zunächst die Finanzen und schließlich folgte die Einsicht, dass ein Neubau mit erweitertem Raumprogramm die zukunftsfähigere Lösung sei.

Die neue Halle schließt an den bereits in der ersten Bauphase errichteten Südriegel, der die Aula der Schule und die Gemeindebibliothek beherbergt, an und komplettiert so das Ensemble. Wiederum – mit Ausnahme des Untergeschosses und der Stiegenhäuser – ein Holzbau, rundum in eine präzis gearbeitete Haut aus Bregenzerwälder Weißtanne gehüllt. Der großen geschlossenen Südfront verleihen die unterschiedlichen Abstände der feldweise versetzten Vertikallatten eine fein gezeichnete, gliedernde Schraffur; an der großzügig verglasten Nordseite wirken sie von der Traufe bis zum Gebäudesockel durchgehend als Sicht- und Sonnenschutz.

In seinem oberirdischen Volumen nicht größer als einst das im Wettbewerb vorgeschlagene Konzept birgt der Neubau ein kompakt gefügtes Raumprogramm. Eine Mittelzone mit dem Erschließungskern und einem großzügigen Foyer verbindet die beiden Bereiche und schafft durch einen hohen Glasanteil Durchblicke und damit einfache Orientierung.

Das Geschehen in der großen Doppelhalle ist von hier über die gesamte Breite einsehbar. Die ausgezeichnete Versorgung mit blendfreiem Tageslicht ist der ausgeklügelten Dachkonstruktion geschuldet. Insgesamt 56 mit Birkensperrholz, den roten Polyurethan-Böden und dem glatten Sichtbeton des Erschließungskerns für eine freundlich-elegante Grundstimmung. Davon profitieren nicht nur die Hauptnutzer, sondern die ganze Dorfgemeinschaft, die hier einen für mannigfaltige Aktivitäten und Veranstaltungen nutzbaren Treffpunkt erhalten hat.

Dietrich Kruck Architekten
Dietrich Kruck Architekten

Auftraggeber: Gemeinde Klaus Immobilienverwaltungs GmbH & Co KEG
Standort: A-6833 Klaus
Bauzeit: 2002-2003 und 2013-2014

Architektur: Dietrich Untertrifaller Architekten
Entwurf: Helmut Dietrich
Team: Peter Nußbaumer (Projektleitung Schule), Isabella Pfeiffer (Projektleitung Sporthalle)

Projektbeteiligte:
Holzbau: ARGE Sohm/Berlinger, Alberschwende
Statik Beton: Mader Flatz Schett ZT, Bregenz
Statik Holz: Merz Kley Partner, Dornbirn
Landschaft: Rotzler Krebs Partner, Winterthur

Fotos: Bruno Klomfar, David Matthiessen
Text: Walter Zschokke (Schule), Franziska Leeb und Gabriele Lenz (Sporthalle)